Kaktus Klub läuft im Studentenfunk

Was darf Satire in Zeiten von Corona? Und wie nimmt man eigentlich eine Platte auf, wenn man einander nicht treffen kann? Tom Himmelrath vom Studentenfunk Regensburg hat Matthias interviewt und mit ihm über die neue EP „Superspreader“ gesprochen – und über alle anderen Kaktus-Klub-Aufnahmen.

Wir sagen jetzt mal ganz unvoreingenommen: Hörenswert!

Interview mit einem Scherzkeks

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Vor gut einem Jahr ist unsere EP „Wonderful X-mas Time“ erschienen, am 11. Dezember 2017 veröffentlichte der „Fränkische Tag“ dazu ein Interview mit Matthias alis Off Topic, unter der Überschrift „Scherzkekse zum Weihnachtsfest“. Da Ihr alle ja die Zeitung damals gekauft habt, könnt Ihr das Interview hier jetzt digital nachlesen.

Fränkischer Tag: Herr Kaufmann, Sie haben mit Ihrer Band Kaktus Klub gerade eine neue EP veröffentlicht, „Wonderful X-mas Time“. Aber so richtig warm ums Herz wird einem dabei nicht.

Matthias Kaufmann: Echt nicht? Dabei haben wir doch einen Kinderchor! Und Schlittenschellen! Und Glocken!

Schon, aber das klingt alles ironisch.

Da bin ich erleichtert, das soll es auch. Wobei: „Wonderful X-mas Time“ eignet sich auch zum romantischen Kuscheltanz beim Christbaum, wenn man nicht so genau auf den Text hört.

Warum so ironisch?

Wir machen uns als Musiksatiriker gern über Musikstile lustig, diesmal ist das Weihnachtspop. Allerdings ist das ja kein homogener Stil. Im Pop kann alles zur Weihnachtsmusik werden, man muss nur die Schlittenschellen dazu klimpern lassen. Das führen wir in „Wonderful X-mas Time“ vor. Ob ein Hörer das heimelig finden will, muss er selbst entscheiden. Wir zeigen natürlich schon mit dem Cover, dass wir den Kitsch nicht ernst meinen.

Das Cover zeigt einen Weihnachtsmann, der sich gerade auszieht.

Ja, das findet sich im Lied wieder. Es beschreibt einen Weihnachtsabend, an dem es um Sex geht und um Konsum. Also einen ganz normalen Abend, wenn wir uns an die Popkultur halten. Konsum ist das Dauerthema der Weihnachtszeit. Und in Weihnachtspopsongs geht es eigentlich immer nur um Liebe, nicht um Weihnachten. So wie in dem Klassiker von Wham, „Last Christmas“.

Sie meinen, ausgerechnet das ist kein echtes Weihnachtslied?

Genau. Es geht in dem Song um einen Flirt auf einer Skihütte. Wenn George Michael nicht im Refrain die Zeitangabe „Last Christmas“ wiederholen würde, könnte das auch zu jeder anderen Jahreszeit spielen. Es gibt da eine Legende: Demnach sollte das Stück zuerst „Last Easter“ heißen. Ich glaube nicht, dass die Geschichte stimmt, aber der Song funktioniert mit Ostern genau so gut. Oder Pfingsten oder Totensonntag.

Ist „Last Christmas“ vielleicht so etwas wie ein Vorbild?

Kommt drauf an, was damit gemeint ist. Jedes Jahr acht Millionen Dollar Tantiemen bekommen, für einen Song, den man vor 30 Jahren aufgenommen hat – das ist natürlich vorbildlich. Ansonsten gehöre ich zu denen, die eher ein bisschen genervt davon sind. Wobei das ja nicht die Schuld von Wham ist, niemand zwingt die Radiosender, das Lied so oft zu spielen. Andererseits: Ohne diese Übersättigung mit „Last Christmas“ hätten wir wahrscheinlich nicht „Wonderful X-mas Time“ aufgenommen.

Und was ist nun Ihr Beitrag zum Weihnachtspop?

Wir machen den Kitsch erträglich. In „Wonderful X-mas Time“, weil wir dazu rappen. Die Nummer „Das Christkind kommt“ haben wir musikalisch gleich so unweihnachtlich angelegt, dass nichts schiefgehen kann. Trotzdem werden da gleich mehrere Weihnachtsklassiker angespielt, wie„Leise rieselt der Schnee“ und „Oh Tannenbaum“. Wir haben daran viel Spaß – und mit etwas Glück nicht nur wir. – RK