Pausenlos Pause

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Ja, Mist auch, jetzt ist es amtlich. Wir haben unsere Strähne unterbrochen. Seit 2014 nämlich hatten wir jedes Jahr mindestens eine Veröffentlichung. Und wenn es nur eine Single war. Es galt immer: Kein Jahr ohne Kaktus Klub.

Wie es jetzt aussieht, muss man sagen: Das wird diesmal nichts. Wie Ihr wisst, arbeiten wir ja seit einiger Zeit an einem Album mit zehn neuen Tracks. Corona hat uns, wie so vieles andere, zeitlich zurückgeworfen, vor allem durch gestrichene Aufnahmetermine.

Wir werkeln weiter wacker, und eigentlich läuft es derzeit gut. Aber man muss halt auch einsehen, wenn etwas nicht mehr zu schaffen ist. Unser Album in diesem Jahr, zum Beispiel.

Wir haben auch nicht, wie vor zwei Jahren, ein paar frische Weihnachtsbeats in petto – siehe „Wonderful X-mas Dance“. Oder schieben, wie 2020, mal eben eine kleine EP dazwischen (die außerdem schon ein Stück vom Album enthielt) – siehe „Superspreader“.

Also dann: Heuer ist mal Pause. Es sei denn, es geschieht ein Wunder.

Das wäre das Cover gewesen

Nicht nur unsere Musik nimmt einen langen Weg, bevor sie auf Euren Abspielgeräten landet, auch die Verpackung – die in diesen digitalen Zeiten ja gar keine Verpackung mehr ist. Als wir im Spätsommer unsere EP „Superspreader“ herausgebracht haben, erschien sie mit dem dritten Coverentwurf. Zumindest wenn man die vielen ersten Tests und Skizzen nicht mitzählt.

Klar war von Anfang an, dass sie den orange-grünen Farbkontrast wieder mitbringen würde, den Ihr schon von der Single „Absolut“ kennt. Schließlich wird die Farbkombi auch das Erkennungsmerkmal für das kommende „Absolut“-Album sein, und auch „Superspreader“ enthält ein vorab ausgekoppeltes Stück aus dem Album. Man darf im Downloadstore durchaus sehen, was da zusammengehört. Aber dass es schon jetzt vier statt zwei Farbfelder geben würde, von dieser Idee haben wir uns dann wieder verabschiedet; Ihr werdet noch sehen, warum.

Am Ende haben wir das Coronavirus in die Mitte gesetzt, um mit den Textstreifen das Superspreading aus dem Titel versinnbildlichen zu können: Der Sau-Bazi von Virus strahlt in alle Richtungen aus.

Warum wir Euch das heute mitteilen? Ganz einfach: Auf dieser Blogseite mit Bandnachrichten stehen einfach noch ganz schön viele Weihnachtstexte. So langsam müssen die mal von der Seite verschwinden. (Und im Ernst: Wir mögen bei anderen Bands solche Werkstattberichte ganz gerne.)

Alles, was Ihr für Eure Quarantäne braucht

Nudeln – check. Tomatensauce – check. Rotwein – check. Eigentlich habt Ihr alles für Eure Quarantäne.

Bis auf ein paar stilechte Quarantäne-Motto-Produkte. „I tät mit dir in Quarantäne geh’n“, die schönste Liebeserklärung, die es geben kann – Ihr kennt sie aus unserem satirischen Hüttenhit „Quarantäne“. Und diese Zeile, nebst einem feschen Covid-Edelweiß, ziert nun farbenfrohe Shirts, Hoodies und Pullis, dazu Taschen, Kuschelbären und sogar Kissen (damit könnte man ganz famos eine Après-Ski-Bar ausstaffieren!). Sogar, vielleicht etwas kontraintuitiv, einen Mund-Nasen-Schutz. Und all diese zauberhaften Sachen bekommt Ihr hier.

Damit dürften Eure Vorräte komplett sein.

Irre, oder? In dem ganzen Text kam bisher kein einziges Mal das Wort „Klopapier“ vor!

I tät mit dir in Quarantäne geh’n: So schön kann Liebe sein

Schon schade, dass das Oktoberfest in diesem Jahr abgesagt wurde. Was hätte man für schöne Lebkuchenherzen machen können! Neben den Standards „I hob di Liab“, „Küss mi“ oder „Lass mi dei Stiefl’n lecken“ wären neue, ganz wunderbare Liebesschwüre denkbar gewesen.

Vorschläge von uns:
• „Dein Herz ist systemrelevant“
„Mei Virus is dei Virus“
• „Dein Aerosol ist mein Chanel“

Unser Favorit aber wäre: „I tät mit dir in Quarantäne geh’n“. Wie könnte man sein Hingezogensein zu einem anderen Menschen schöner bekunden? Schließlich legt man es offenkundig nicht nur auf einen One Night Stand an, sondern ist bereit, mindestens 14 Tage mit dem oder der Angebeteten zu verbringen. Auf engstem Raum, kein Entrinnen, mit Lieferpizza und womöglich Filterkaffee.

Der Höhepunkt der Romantik, wie wir ihn nur in Extremsituationen erklimmen. Etwa beim Après Ski nach dem elften Jagertee; in der Schinkenstraße, wenn wir auf den Grund eines Sangria-Eimers hinabstoßen; auf der Spuckwiese vom Oktoberfest, wenn wir Arm in Arm inmitten unseres eigenen Brathendls liegen.

Und so heißt es in unserer Hüttenhit-Parodie „Quarantäne“, die gerade auf der EP „Superspreader“ erschienen ist:

Auf der Piste hab I Augen gemacht
Du hast mi tierisch in Wallung gebracht
Hab dir beim Wedeln auf die Wadeln geglotzt
Und beim Flirten richtig rangeklotzt

Wir haben eine heiße Nacht
Hab es auf 41 Grad gebracht
Jetzt will I an deinen Hotspot ran
Ooooooh!

I tät mit dir in Quarantäne gehn
Atemlos, kann dir net widersteh’n
I tät mit dir in Quarantäne gehn

„In Zeiten von Corona“…

…, so heißt das zweite Stück von unserer EP „Superspreader“. Ein Song über die Nebeneffekte der Corona-Pandemie. Falls Ihr’s wissen wollt: As-Dur, 103 BPM, wir würden sagen: Jazzrock. Die beste Zusammenfassung liefert vielleicht die zweite Strophe:

In Zeiten von Corona
sind wir solidarisch drauf
In solchen Zeiten
tritt Risiko in Gruppen auf
In Zeiten von Corona
schreibt fast jeder so ein Lied
Bedeutungsschwer und hohl
obwohl’s genug davon gibt
Und danach wird alles besser
als es war (denkst du)
Hab Dein Lachen gehamstert
und den Duft von deinem Haar

So schräge Harmonien wie hier haben wir wohl noch nie gesungen – geht ja auch um eine schräge Zeit. Dazu Brushes für die Drums (das ist dieser weiche Snare-Klang), eine Pedal Steel Guitar und ein furioses Pianosolo vom Andreas.

Wie gefällt Euch das? Der Analyse-Bot von Distrokid (der übrigens die Tonart falsch bestimmt) findet es „energetic“, dazu „happy, cheerful, and euphoric“. Den bissigen Text durchschaut der Bot natürlich nicht. Am besten, Ihr hört es selbst:

„Superspreader“ ist eindeutig bissig

Inzwischen haben die Zeitungen, die schon unsere ersten Auftritte von über 20 Jahren gemeldet haben, über unsere neue EP „Superspreader“ berichtet. Und das ist, in aller Bescheidenheit, durchaus schmeichelhaft. Eine Vokabel fällt dabei immer wieder: bissig. Nicht so schlecht, wenn man Musiksatire macht.

„’Wenn die Corona-Pandemie ein Film wäre, wie würde der Soundtrack klingen?‘, fragt sich die Band Kaktus Klub – und gibt prompt selbst die Antwort: Wie Club-Musik mit einem Hauch von Jazz und einem Spritzer Aprés-Ski“, so schreibt die „Neue Presse“: „Gezielte Beobachtungen aus den vergangenen Monaten haben die Vier in bissige Texte auf schmissige Beats gepackt.“

Und der „Fränkische Tag“ spricht von „einer Art satirischer Corona-Zwischenbilanz im Zeitraffer“, die wir da ziehen. „Die Satire-Band hat dem Corona-Virus eine eigene EP gewidmet: drei Stücke mit feinsten Musik-Arrangements und hintersinnigen Texten, zu denen dem Zuhörer spätestens beim atemlosen Abtanzen das Lachen vergeht.“ Das Titelstück sei ein „fulminanter Stilmix“, die Nummer „In Zeiten von Corona“ eine „aufmerksame Beobachtung“ mit „bissigen Beats und Texten“. Bei „Quarantäne“ gar gingen „bissiger Text und stampfende Volxmusik-Rhythmen ein hanebüchenes Techtelmechtel ein“. Was oberflächlich wie Klamauk klinge, werde „zur bitteren Erkenntnis: Aus Ansteckung wird Anmache – und umgekehrt.“

In diesem Sinne: Bleibt gesund. Und hört Euch am besten selbst an, wie bissig wir sind.

Einmal alle, bitteschön

Wir dachten, vielleicht ist es für Euch ja interessant, was es so alles gibt von uns? Falls nein: Hier seht Ihr’s trotzdem. Zugegeben:
a) das Weihnachtsthema nimmt einen gewissen Raum ein. Und
b) gewisse Orange-Grün-Mischungen ebenfalls.

Zu a) können wir sagen: Das Weihnachtsfest ist sogar noch häufiger, nämlich jedes Jahr. Und zu b): So etwas in der Art wird sogar nochmal kommen. Dann nämlich, wenn unser Album erscheint. Eigentlich ist das ja das wahre orange-grüne Dingsbums, „Absolut“ und „Superspreader“ sind nur vorab ausgekoppelte Tracks daraus. Das soll man auch sehen.

Also: Auf bald, in Orange und Grün. Solange wünschen wir viel Spaß mit unserer aktuellen EP, „Superspreader“. Und natürlich mit dem Rest vom Repertoire (so allmählich gehen ja auch Weihnachtslieder wieder).

Kaktus Klub läuft im Studentenfunk

Was darf Satire in Zeiten von Corona? Und wie nimmt man eigentlich eine Platte auf, wenn man einander nicht treffen kann? Tom Himmelrath vom Studentenfunk Regensburg hat Matthias interviewt und mit ihm über die neue EP „Superspreader“ gesprochen – und über alle anderen Kaktus-Klub-Aufnahmen.

Wir sagen jetzt mal ganz unvoreingenommen: Hörenswert!