Und wir so?

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Was macht Ihr eigentlich, wenn die Weihnachtszeit vorüber ist? Die Frage hören wir gar nicht so gern. Denn das klingt so, als ob wir nur so ein Haufen versprengter Weihnachtsmänner wären. Sicher, wir haben jetzt fünf Weihnachtstracks im Angebot, aber das ist ja nur  Hobby von uns. Demgegenüber stehen neun Tracks, die nichts mit Weihnachten zu tun haben. Könnt Ihr alles streamen.

Ist ja gut, wir arbeiten längst am nächsten Schwung neuer Songs. Wisst Ihr ja, das Album. Die vorab ausgekoppelte Single „Absolut“ kennt Ihr bereits. Der Arbeitsstand: Die meisten Aufnahmen sind im Kasten, acht von zehn Tracks abgemischt. Einer wird gerade arrangiert und dann gemischt, einer wird demnächst einem Remix unterzogen. Für zwei Stücke müssen noch zusätzliche Vocals aufgenommen werden. Alles andere ist schon recht vorzeigbar, dann kommt noch das Mastering.

Die Antwort war jetzt a bisserl zu detailliert, was? Vielleicht interessiert Euch ja wenigstens der grünlackierte Stiernacken auf dem Foto da oben. Das Bild entstand bei unserem jüngsten Videodreh im vergangenen Spätsommer. Den Film wird es zum Erscheinen des Albums dazu geben. So lange müsst Ihr Euch also noch gedulden, bis es eine Antwort auf die Frage gibt: Warum ist der Kerl so grün? (Wir können schon jetzt sagen: Bei der Frage „Warum trägt er sein Shirt auf links?“ werdet Ihr auch dann nicht schlauer.)

Kleiner Trost: Damit die Wartezeit nicht so lange wird, gibt’s hier bald eine Überraschung für Euch. Versprochen!

Ist volkstümliche Musik primitiv?

„Ihr macht Volksmusik? Ernsthaft?“ Der Redebedarf war groß, als wir vor zweieinhalb Wochen unser Stück „Heimat“ veröffentlicht haben.

Die Antworten lauten natürlich: Ja. Und nein.

Aber wie das immer so ist, wenn wir eine Stilparodie machen: Je länger wir daran basteln, desto mehr finden wir uns in den Musikstil ein. Auch Musik, die wir vorher schrecklich fanden, liegt uns nachher am Herzen. Wobei wir an „Heimat“, hihi, nicht lange gebastelt haben.

Die Frage aus der Überschrift interessierte uns sehr. Oft stellt man ja fest, dass auch Stile, die auf den ersten Blick simpel erscheinen, tatsächlich komplexer sind, wenn man sich richtig damit befasst. Also, wie ist das mit volkstümlicher Musik: Ist die wirklich so primitiv, wie immer alle sagen?

Wir haben jetzt einschlägige Erfahrung und müssen sagen: ja. Wir haben „Heimat“ in rekordverdächtiger Zeit produziert. Weil einfach nicht mehr Arbeit nötig war. Nach eineinhalb Tagen saßen wir da, und haben überlegt: Müsste man hier noch verfeinern? Bräuchte es dort noch eine Wendung, die das Stück interessanter macht? Die Antwort war stets, nach reiflicher Überlegung (<4 Sekunden): Nö, dann wird’s zu kompliziert.

Dabei waren wir nicht einmal konsequent. In unserer Produktion verstecken sich ja doch ein paar Finessen, die sich im „echten“ volkstümlichen Schlager nirgends finden, weil Schlagerprofis nicht so einen Aufwand treiben – die wissen ja: es läuft auch ohne Mühe. Dass wir zum Beispiel das Begleit- und das Melodieregister des Akkordeons getrennt aufgenommen und in Stereo abgemischt haben. Dass wir ein echtes Akkordeon verwenden und nicht Keyboards, die so ähnlich klingen. Oder, o heiliger Sankt Rhythmus, die punktierte Hi-Hat im Schlagzeug. Klangintellektuelle Selbstbefriedigung ist das, wir bekennen uns schuldig.

Einen halben Tag extra haben wir noch in die Umarbeitung der Melodie gesteckt. Wir wollten sie noch einfacher haben als in der Urfassung des Tracks, die wir schon vor Jahren auf einem alten PC produziert haben – das Foto oben zeigt den Anschaltknopf des greisen Geräts.

Stellt man in Rechnung, dass volkstümliche Musiker andauernd sowas spielen, schätzen wir: In einem durchschnittlichen Volksmusik-Schlager steckt ein Tag Arbeit, mehr nicht. Dann muss wieder ein neues Stück vom Fließband plumpsen.

Der heimliche Star von „Heimat“…

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…ist ein PC, der zumindest teilweise zwanzig Jahre alt ist. Intel Core-2-Duo-Prozessor, zwei Gigabyte RAM und drei geräuschgedämmte Festplatten – die Kiste hat unser Technikmann Andreas damals selbst zusammengelötet. Einschließlich eigenem Gehäuse mit handgebohrten Luftlöchern.

Aber das Ding läuft, noch heute. Sonst hätten wir mit der Produktion von unserer Single „Heimat“ nämlich glatt von vorne beginnen müssen.

Tatsächlich handelt es sich dabei teilweise um ein altes Lied. Klar, man hört ihm das nicht an. Volkstümliche Schlager, das muss auch das dinstinguierteste Feuilleton zugeben, sind zeitlos.

Geschrieben haben wir „Heimat“ schon in den Mittneunzigern, und wir haben es unzählige Male live vor Publikum gespielt. Oft auch ein zweites Mal pro Abend, als Zugabe. Später dann haben wir „Heimat“ eine unserer ersten Studioproduktionen gewidmet, zünftig mit einem Yamaha DX7 als Keyboard. Und eben auf diesem PC. Vor rund zehn Jahren wurde er durch einen neuen ersetzt.

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Alte Möhre im Einsatz (gemeint ist der Computer)

Als wir „Heimat“, unseren volkstümlichen Schatz, nun doch endlich mal veröffentlichen wollten, stellte sich die bange Frage: Wird der alte Rechner, auf dem die Produktion ihren Dornröschenschlaf verbracht hat und den wir aus einer staubigen Abstellkammer bergen mussten, noch einmal starten? (Wir hatten die Episode schon in einem anderen Blogpost kurz angedeutet.)

Würde der PC noch laufen, mit seinem alten Windows-XP-System? Das musste er nämlich: Wir wollten an „Heimat“ ein paar Änderungen vornehmen, unter anderem die Melodie weiter vereinfachen.

Und tatsächlich, die alte Möhre spielte mit. Die Lead Vocals, das Akkordeon und ein paar Keyboard-Sounds haben wir im Frühjahr 2018 neu aufgenommen – ohne, dass wir die alten Daten auf einen neuen Rechner übertragen hätten. Dabei spielte der Computer problemlos auch mit einer neueren Vorverstärker-Soundkarte zusammen. Die Kiste ist nicht ein einziges Mal abgestürzt.

Und das macht sie zum Star.