I tät mit dir in Quarantäne geh’n: So schön kann Liebe sein

Schon schade, dass das Oktoberfest in diesem Jahr abgesagt wurde. Was hätte man für schöne Lebkuchenherzen machen können! Neben den Standards „I hob di Liab“, „Küss mi“ oder „Lass mi dei Stiefl’n lecken“ wären neue, ganz wunderbare Liebesschwüre denkbar gewesen.

Vorschläge von uns:
• „Dein Herz ist systemrelevant“
„Mei Virus is dei Virus“
• „Dein Aerosol ist mein Chanel“

Unser Favorit aber wäre: „I tät mit dir in Quarantäne geh’n“. Wie könnte man sein Hingezogensein zu einem anderen Menschen schöner bekunden? Schließlich legt man es offenkundig nicht nur auf einen One Night Stand an, sondern ist bereit, mindestens 14 Tage mit dem oder der Angebeteten zu verbringen. Auf engstem Raum, kein Entrinnen, mit Lieferpizza und womöglich Filterkaffee.

Der Höhepunkt der Romantik, wie wir ihn nur in Extremsituationen erklimmen. Etwa beim Après Ski nach dem elften Jagertee; in der Schinkenstraße, wenn wir auf den Grund eines Sangria-Eimers hinabstoßen; auf der Spuckwiese vom Oktoberfest, wenn wir Arm in Arm inmitten unseres eigenen Brathendls liegen.

Und so heißt es in unserer Hüttenhit-Parodie „Quarantäne“, die gerade auf der EP „Superspreader“ erschienen ist:

Auf der Piste hab I Augen gemacht
Du hast mi tierisch in Wallung gebracht
Hab dir beim Wedeln auf die Wadeln geglotzt
Und beim Flirten richtig rangeklotzt

Wir haben eine heiße Nacht
Hab es auf 41 Grad gebracht
Jetzt will I an deinen Hotspot ran
Ooooooh!

I tät mit dir in Quarantäne gehn
Atemlos, kann dir net widersteh’n
I tät mit dir in Quarantäne gehn

Obsagt is‘!

Eigentlich sind wir ja ganz gut ausgelastet mit unserem nächsten Release – nur noch wenige Tage, dann ist unsere neue EP mit drei Songs erhältlich!

Heute aber wollen wir kurz innehalten. Denn wäre nicht diese ganze Coronakacke, würde heute eine Kulturveranstaltung ersten Ranges beginnen, die ganz der Brauchtumspflege gewidmet ist und einer Heimat, die es so nie gab – das Oktoberfest! Da kann man nur trösten: Es ist offensichtlich nicht alles schlecht.

Weil wohl nichts so wenig zum Oktoberfest passt wie ein stilles Gedenken, empfehlen wir, in memoriam unseren Klassiker des volkstümlichen Schlagers möglichst laut zu drehen: „Heimat“. Wir haben gleich das Video hier oben verlinkt, eine Karaoke-Version zum Selbersingen findet Ihr auf unserer „Heimat“-Single aus dem Jahr 2018, erhältlich in jedwedem digitalen Musikladen Eures Vertrauens, zum Beispiel Spotify oder Apple Music.

Wohlsein!

Greta, noch a Maß!

Fridays for Wies'n.jpg

In Bayern geht man mit der Zeit: Wer das Klima schützen will, braucht gar kein Flugzeug besteigen, um mal ordentlich abzustürzen. Dafür gibt es das Oktoberfest!

Das Klima, das wir in 15 bis 20 Jahren auch winters an der Nordseeküste haben werden – im Schnitt 30 Grad, 98 Prozent Luftfeuchtigkeit –, wird dort in offen zugänglichen Zelten simuliert. Für ausreichend Flüssigkeitszufuhr ist gesorgt.

Unser Beitrag: Der Volksmusikhit „Heimat“, den wir letztes Jahr zur Wies’n herausgebracht haben. Ist nach wie vor aktuell, würden wir sagen. Singt mit uns „Heimat“, bei einem Klima, wie heute in Sri Lanka – der Staat, wo die allermeisten bayerischen Lederhosen produziert werden (kein Scherz).

Viel Spaß, darauf a Maß! Oder elf!

Ist volkstümliche Musik primitiv?

„Ihr macht Volksmusik? Ernsthaft?“ Der Redebedarf war groß, als wir vor zweieinhalb Wochen unser Stück „Heimat“ veröffentlicht haben.

Die Antworten lauten natürlich: Ja. Und nein.

Aber wie das immer so ist, wenn wir eine Stilparodie machen: Je länger wir daran basteln, desto mehr finden wir uns in den Musikstil ein. Auch Musik, die wir vorher schrecklich fanden, liegt uns nachher am Herzen. Wobei wir an „Heimat“, hihi, nicht lange gebastelt haben.

Die Frage aus der Überschrift interessierte uns sehr. Oft stellt man ja fest, dass auch Stile, die auf den ersten Blick simpel erscheinen, tatsächlich komplexer sind, wenn man sich richtig damit befasst. Also, wie ist das mit volkstümlicher Musik: Ist die wirklich so primitiv, wie immer alle sagen?

Wir haben jetzt einschlägige Erfahrung und müssen sagen: ja. Wir haben „Heimat“ in rekordverdächtiger Zeit produziert. Weil einfach nicht mehr Arbeit nötig war. Nach eineinhalb Tagen saßen wir da, und haben überlegt: Müsste man hier noch verfeinern? Bräuchte es dort noch eine Wendung, die das Stück interessanter macht? Die Antwort war stets, nach reiflicher Überlegung (<4 Sekunden): Nö, dann wird’s zu kompliziert.

Dabei waren wir nicht einmal konsequent. In unserer Produktion verstecken sich ja doch ein paar Finessen, die sich im „echten“ volkstümlichen Schlager nirgends finden, weil Schlagerprofis nicht so einen Aufwand treiben – die wissen ja: es läuft auch ohne Mühe. Dass wir zum Beispiel das Begleit- und das Melodieregister des Akkordeons getrennt aufgenommen und in Stereo abgemischt haben. Dass wir ein echtes Akkordeon verwenden und nicht Keyboards, die so ähnlich klingen. Oder, o heiliger Sankt Rhythmus, die punktierte Hi-Hat im Schlagzeug. Klangintellektuelle Selbstbefriedigung ist das, wir bekennen uns schuldig.

Einen halben Tag extra haben wir noch in die Umarbeitung der Melodie gesteckt. Wir wollten sie noch einfacher haben als in der Urfassung des Tracks, die wir schon vor Jahren auf einem alten PC produziert haben – das Foto oben zeigt den Anschaltknopf des greisen Geräts.

Stellt man in Rechnung, dass volkstümliche Musiker andauernd sowas spielen, schätzen wir: In einem durchschnittlichen Volksmusik-Schlager steckt ein Tag Arbeit, mehr nicht. Dann muss wieder ein neues Stück vom Fließband plumpsen.