Richtig Spaß an der falschen Musik

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Musik macht Spaß, egal wie beschissen sie ist. Das ist ein Paradoxon, das uns seit mindestens zwanzig Jahren immer wieder begegnet.

Unser Zugang zur Musik ist ja ein humoristischer, und in vielen Fällen sind unsere Stücke Stilparodien. Noch zu unserer Zeit als Liveband haben wir uns deshalb immer wieder Stile vorgeknöpft, die wir persönlich entsetzlich fanden – einfach, weil sie leichte Ziele sind. Zum Beispiel Country, Volkstümlichen Schlager, Techno. Und immer haben wir dabei die Erfahrung gemacht: Wenn man sich einigermaßen ernsthaft mit dem jeweiligen Genre beschäftigt – und das muss man, wenn man es überzeugend persiflieren will -, dann stellt sich nach einer Zeit Freude ein. Und zwar keine hämische Freude über die bösen Treffer, die man so landet, sondern ehrliche Freude am Musizieren.

Das ist immer wieder irritierend und tröstlich zugleich. Irritierend, weil wir doch eigentlich vorhatten, den Stil doof zu finden (und das bei der Mehrzahl der Beispiele auch weiterhin tun). Tröstlich, weil man so selbst in diesem entlegenen Winkel des Klanguniversums das vorfindet, was Musik ausmacht: good vibes.

Derzeit erleben wir das mit einer ziemlich punkigen Headbop-Nummer, die wir für unser Mini-Album abmischen. Nicht, dass Punk per se übel wäre. Aber was wir da vorbereiten, ist schon ein Klopper: Ausgesprochen schlicht, meldodiefrei, schrammelig, auf die Zwölf. Dennoch: Schon nach den ersten Takten haben wir alle das Bedürfnis, wild dazu herumzupogen. Irre.

Wir können nur hoffen, dass es Euch ähnlich geht, wenn der Song fertig ist. Ansonsten ist halt der Text noch ganz witzig, obschon ziemlich dada.

Bei Nichtgefallen: Wir suchen uns ja weiter neue Stile, immer wieder. (Wer sich noch an unsere Liveauftritte erinnert: Was hieltet Ihr davon, wenn wir die Volksmusik-Nummer mal im Studio aufnähmen? So richtig schön fett und silbereisenselig?)

Außerdem spielen wir ja auch Genres, die wir auf Anhieb mögen. Unsere Hip-Hop-Nummern, beispielsweise. Und wir versprechen: Sollte sich eines Tages bei einem Track mal nicht dieser paradoxe Spaß an der falschen Musik einstellen (oder der einfache Spaß an der richtigen), dann werden wir Euch damit erst gar nicht behelligen. Denn da sind wir uns mit Tony Marshall richtig einig: Ein bisschen Spaß muss sein.

Kurz zu hören, dann nie wieder

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Was bastelt Ihr eigentlich gerade? Unsere Ankündigung einer digitalen EP mit vier neuen Songs gibt darauf keine Antwort, die wirklich konkret wäre. Zwar haben wir schon mal kurz den Einstieg in den Titelsong hier angespielt, aber erstens ist der nicht fertig, zweitens sind drei Sekunden eigentlich ein Witz. Und selbst wenn Euch die paar Takte einen Eindruck von dem Song gäben, wüsstet Ihr noch gar nichts über den Rest, denn die EP wird musikalisch so vielfältig werden wie bei anderen Bands das Best-of-Album.

Nun denn, wir haben da was für Euch.

Ein Track der EP wird nämlich all unseren langjährigen Fans bekannt vorkommen: „Give Up“, eines unserer ersten Stücke überhaupt, bereiten wir in völlig neuem Sound vor. Das Stück ist schon im A-cappella-Original ein Midtempo Rap im mit funky Achtziger-Jahre-Tomdrums – bereits retro, als wir es geschrieben haben. Von „Give Up“ wird es ein komplettes Neuarrangement geben, mit Gitarre, Bass, Fender Rhodes, Piano und Percussion. Nur das Schlagzeug ist weiter eine mundgemachte Imitation von Matthias, und die Wah-wah-Gitarre.

Heute zeigen wir Euch eine alte A-cappella-Version davon aus den Neunzigern, Ihr könnt sie oben direkt abspielen. Jahrelang hatte die Nummer einen festen Platz in unserem Bühnenprogramm, und so kommt es, dass wir auf unserer CD von 1998 eine Studiofassung präsentiert haben. Das ist die Aufnahme, die Ihr hier hören könnt, eingespielt mit  den wunderbaren Background-Sängerinnen Kerstin Fischer und Simone Seidel; Tobias Wegschaider traktiert eine echte Cowbell; am Schluss jammen außerdem ein paar Freunde von uns mit (hier findet Ihr die komplette Besetzungsliste). Für Feinschmecker: Die Aufnahme haben wir noch analog gemacht, auf einer Acht-Spur-Maschine von Teac.

In der neuen Version werden wir übrigens ein paar Gesangsspuren, die Cowbell und auch die Drums wiederverwenden, allerdings klanglich aufpoliert. Das heißt auch, dass sich an dem schwer spätpubertären Text nichts ändert – wir fühlen uns plötzlich verdammt jung damit.

Das ist ein exklusiver Einblick in unser Work-in-progress, wir haben uns schon ein bisschen überwinden müssen. Deshalb wird dieser Track nur für eine Woche abspielbar sein, danach verschwindet er wieder in unseren Archiven – flott reinhören lohnt sich also. Wenn unsere EP erscheint, dann soll die instrumentierte Fassung die letztgültige Version sein. Viel Spaß beim Anhören!

Update 08.04.2016: So, nun ist das Stück wieder offline. Ihr kommt zu spät? Dann müsst Ihr auf unsere instrumentierte Fassung warten. Die bleibt dann auch dauerhaft erhältlich.

Hip Hop Helau

Zum Karneval haben wir, ehrlich gesagt, ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits gehören wir nicht zu den Leuten, die jeden Witz gern mit einem Tusch markieren. Wer einen verpasst, muss halt den nächsten nehmen, wir machen ja genug.

Andererseits hatten wir unsere allerersten Auftritte – mit jeweils zwei Liedern – bei den Bunten Abenden der Eberner Karnevalisten, damals in den Mittneunzigern. Und dafür, dass wir uns dort ausprobieren durften, sind wir den Närinnen und Narren ehrlich dankbar. Zwar konnte niemand von denen unseren damaligen Bandnamen – Comedian Rhythmists – korrekt aussprechen, vor allem wenn unser Auftritt in der zweiten Hälfte des Abends lag. Aber das hat den Spaß eigentlich eher vergrößert.

Das ist die Vorgeschichte zu der Aufnahme, die wir Euch hier und heute schenken: „Hip Hop Helau“. Nur falls sich jemand wundert, wie wir zu einem waschechten Faschingsrap kommen.

Das Stück haben wir für einen unserer Karnevalsauftritte geschrieben, diese Liveaufnahme entstand aber Jahre später bei einem Open-Air-Konzert im Eberner Rathaushof, schätzungsweise 1997. Alles live, ohne Instrumente und ohne Tricks in der Nachbearbeitung. Sie ist auf unserer CD „Kaktus“ von 1998 erschienen. Da die aber nicht mehr ohne weiteres erhältlich ist (mehr Infos in unserer Diskografie), könnt Ihr den Track hier anhören, in voller Länge.

Sollte auch für Leute o.k. sein, die nicht in diesen Tagen dringend mal nach Köln oder Mainz müssen. Darauf ein dreifach donnerndes: Helau!

 

Kaktus Kristbaum

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Selig ein Landstrich, dem sich mehr als eine Tageszeitung widmet. Zum Beispiel Unterfranken. Nach dem „Fränkischen Tag“ hat sich jetzt auch die konkurrierende „Neue Presse“ unserer Geschichte angenommen.

Und schreibt so schöne Passagen wie diese: „Weihnachten ist ohne Maria unvorstellbar. Weihnachten ohne Mariah aber leider auch. Seit dem Abräumen der letzten Schokoosterhasen aus den Supermarktregalen begleitet uns ihr „All I Want for Christmas“ bis in die letzten Minuten des Heiligen Abends. […] Das muss nicht sein, findet der Kaktus Klub. Die ehemaligen Eberner entwerfen eine musikalische Alternative – ganz wie zu ihren Glanzzeiten als Comedian Rhythmists.“

Außerdem legt die Journalistin Tanja Kaufmann – die mit niemandem von uns verwandt oder verschwägert ist – die musikalische Botschaft unseres Stückes offen: „Einen Weihnachtssong zu komponieren geht einfacher als Plätzchenbacken. Man nehme eingängige Pop-Musik ohne große Höhen und Tiefen und schalte an der passenden Stelle eine Prise Schlittenschellen dazu.“

Das freut uns einmal mehr. Schade: Trotz aller Zeitungskonkurrenz verschwindet auch hier der Gesamtartikel hinter eine Paywall.

 

X-mas-Presse!

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Post aus der Heimat: Der „Fränkische Tag“ berichtet heute über „Wonderful X-mas Time“. Ganz besonders gefällt uns die Ortsmarke „Ebern/Hamburg“. In dem Artikel schreibt Sarah Dann: „Die vier haben ein Ziel: Satire statt Kitsch, „Wonderful X-mas Time“ statt „Jingle Bells“, witzig statt „auf Gedeih und Verderb harmonisch“. Den ganzen Text gibt’s hier (Pay-Artikel). Die schmeichelhafte wie prominente Erwähnung freut uns sehr.

Übrigens war es damals auch der „Fränkische Tag“, der als erste Zeitung einen größeren Auftritt von uns rezensiert hat, unser erstes eigenes Programm, noch 50 Minuten kurz, im Bamberger „Polarbär“. Aus der Kritik von Cornelia Daig-Kastura: „Die drei Studenten boten eine nahezu perfekte Show aus Musik, Kabarett und Comedy, für die sie stehende Ovationen ernteten.“

So, genug jetzt. Eigentlich wollen wir ja nur, dass Ihr „Wonderful X-mas Time“ gerne hört.

Frequently Asked Questions

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Wer seid Ihr eigentlich?

Wir sind Helmut Lang, J. Low, Off Topic und Andreas Voigt. Wir machen Musik, unter dem Namen Kaktus Klub.

Und was für Musik macht Ihr?

Vor allem parodieren wir Genres, wenn auch nicht immer. Wir sind früher mal als Musikkabarett aufgetreten. Jetzt machen wir Studioaufnahmen, aber die Haltung ist dieselbe. Unser mission statement: Was darf Satire? Grooven! Wir sind die Musiksa-Tiere des Pop. Und schuld an 8 Prozent aller miesen Wortspiele.

Wird man von Euch noch hören?

Klar. Aber das setzt voraus, dass man unsere Songs kauft. Wir sind zwar Profis, aber nicht als Musiker. Wir haben alle einen Job jenseits des Showbiz, den wir ganz gerne machen. Unsere Musikprojekte sind nicht unser Beruf. Aber immerhin sind wir so auch in unserer Freizeit weg von der Straße.

Tretet Ihr auch mal wieder auf?

Nö. Wir wohnen so weit auseinander – Proben unmöglich. Aber ab und zu treffen wir uns und machen Aufnahmen. Dazwischen balsteln wir zu Hause an den Songs und schicken die Ergebnisse hin und her. Das macht Spaß, probiert’s mal aus.

Stand Dezember 2015: Ihr habt zwei Singles rausgebracht. Was kommt da noch?

Abwarten. Wir haben eine ganze Menge fertig und noch mehr in Vorbereitung. ‚Nuff said.

Warum eigentlich „Kaktus Klub“?

Das ist Tradition. Unser früherer Name lautete Comedian Rhythmists. Den konnte keiner aussprechen. Damals fanden wir das lustig. Heute, mit immer mehr dritten Zähnen, haben wir selbst allmählich Probleme. „Kaktus Klub“ geht derzeit noch ganz gut. Außerdem erinnert es an den „kleinen grünen Kaktus“ der Comedian Harmonists. Zu deren Lied hatten wir früher mal fünf Coverversionen im Programm, in unterschiedlichsten Stilrichtungen. Daher unser neuer Name: in memoriam Kaktus. Siehe Foto.

Comedian Rhythmists?

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Es war einmal eine Band, die hieß „Comedian Rhythmists“. Es gab sie zehn Jahre oder so. Zeit, dass darüber mal geschrieben wird.

Denn sonst weiß irgendwann niemand mehr, wie es wirklich war. Was haben wir nicht schon alles rumerzählt. Denn: Wir waren das.

Als wir beim Casting zum Film „Comedian Harmonists“ nicht genommen wurden, waren wir so frustriert, dass wir erst arglose Passanten mit Bierdosen beworfen und schließlich den Song „Ein Freund, ein guter Freund“ veräppelt haben. Laut grölend, auf einer Straße in Babelsberg. Ein Produzent hörte das und brachte uns ganz groß raus.

Für einen lukrativen Ferienjob haben wir erst die Dialoge vom „Kleinen Maulwurf“ synchronisiert und dann eine CD mit pornografischen Anrufbeantworter-Sprüchen aufgenommen. In den Pausen stimmten wir gerne mal ein Lied an, um den Mädels im Studio zu imponieren. Ein Produzent hörte das und brachte uns ganz groß raus.

Wir sind auf einer Studentenparty nach 14 Tequila und einem 5-Liter-Kanister hochoktanigem Superbenzin ins Delirium gefallen und in unserem eigenen Erbrochenen wieder aufgewacht. Ein Kommilitone wollte uns mit Fotos erpressen, die zeigen, wie wir nackt auf der Freibadmauer nur die erste Hälfte des Michael-Jackson-Videos „Black or White“ nachspielen. Wir konnten ihn darauf runterhandeln, uns zu seinem Vergnügen auf einem „Antenne-Bayern“-Volksfest mit Renaissance-Madrigalen zu blamieren. Ein Produzent hörte das und brachte uns ganz groß raus.

Sie glauben keine dieser drei Geschichten? Recht so. Hier werden wir nach und nach die wahre Story posten. Falls Sie die aber gar nicht interessiert, ist das auch in Ordnung, denn wir haben ja auch eine Gegenwart.

Nicht als Comedian Rhythmists, sondern als Kaktus Klub. Mit neuer Musik, schon jetzt erhältlich. Dazu bald mehr.